NUSK 65

Die Werkstatt mit der Benennung Chrast ist durch eine Eintragung in das Strahover Exemplar DG IV 21 ausreichend identifiziert. Der Vermerk erwähnt im Januar 1594 die ostböhmische Werkstatt in Chrast bei Chrudim als Ort, an dem die Handschrift gebunden worden sei. Mit größter Wahrscheinlichkeit handelte es sich um kein städtisches Gewerbe, sondern um ein Zentrum, das zu einer Schule der Brüderunität gehörte, bei der sich eine pädagogische Buchbinderei mit Sicherheit voraussetzen lässt (auf eine ähnliche Situation sind wir möglicherweise bereits in Eibenschitz I im Jahre 1562 gestoßen). Der Einband wie auch die Verzierung der Deckel des Strahover Exemplars sind allerdings von handwerklicher (technischer) Seite her makellos, und erinnern daher - nach heutigen Maßstäben natürlich - nicht an eine schulmäßige Leistung. Die Rolle und die Platte, deren Kopie die Werkstatt mit der Benennung Böhmen I anwandte, weisen den gleichen Zeichenduktus auf. Eine weniger gelungene oberflächliche Nachmachung der Platte besaß der ostböhmische Buchbinder Jiřík Sezemský.