Beispiele von verschiedenen Kompositionen
Kompositionstypen von Blinddruckverzierungen
Die präsentierten Beispiele, welche die Entwicklung von Kompositionstypen der Blinddruckverzierungen veranschaulichen sollen, gehen auf die Skizzen von Bohumil Nuska zurück. Er pflegte mit ihnen seine Durchreibungen von Bucheinbänden alter Drucke aus dem 16. Jahrhundert zu ergänzen. Unter Komposition ist die flächige Gestaltung von blindgedruckten Dekorationen zu verstehen. Die Wahl des jeweiligen Kompositionsschemas wurde sowohl vom Buchbinder als auch von seinen Kunden beeinflusst. Die in Böhmen verbreiteten Kompositionen sind eher konservativ. Was die Gestaltung anbelangt, konnten die einheimischen Buchbindereien in der Regel erst ab den 1680er-Jahren mit der Entwicklung in Westeuropa Schritt halten. Falls der Buchbinder für die Vorder- und Rückseite eine andere Art von Komposition verwendete, wurde die Vorderseite progressiver gestaltet. Man kann drei grundlegende Arten von Kompositionen unterscheiden: Rahmenkomposition, gemischte Komposition und Komposition mit einer Dominante (Dominantenkomposition).
Die Rahmenkomposition kennzeichnet sich durch eine Folge von rechteckigen Rahmen (Bordüren) im Hochformat, die durch Linien gebildet werden und zur Mitte des Deckels hin abnehmen. Die Rahmen sind in der Regel mit Abdrücken von Einzelstempeln oder Rollen ausgefüllt. Auch Querleisten oder eingelegte Felder können zur Füllung der Buchdeckel beigetragen haben. In diese wurden die Initialen der Eigentümer und das Jahr des Erwerbs des jeweiligen Exemplars eingedruckt. Einige Buchbinder fügten auch Rahmen in Trapezteilung in die Kompositionen ein. Diese Segmente wurden leer gelassen oder mit Stempelabdrücken geschmückt. Die innere oder kleinste Bordüre umschließt das Mittelfeld, den sogenannten Spiegel, der mit mehreren Stempeln oder Rollen verziert werden konnte oder für eine Platte reserviert war. Die Rahmenkomposition war in der böhmischen Buchbinderei vom 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts der am häufigsten verwendete Kompositionstyp.
Für den gemischten Kompositionstyp ist die Verwendung eines reduzierten Rahmensystems charakteristisch. Dies ermöglicht, dass die freie Fläche um die zentrale dominante Platte im Spiegel größer wird. Die freie Fläche wird durch vereinzelt verwendete Stempel und abgerundete Eckstücke (später dreieckig) optisch reduziert.
Das Hauptmerkmal der Dominantenkomposition ist der überdimensionale Spiegel, der an allen vier Seiten von einer schmalen Rolle oder einer Linie begrenzt wird. Die freie Fläche kann in den Ecken durch kleine Blumenstempel ergänzt werden. In der Mitte der Komposition befindet sich eine Dominante, die in der Regel durch Plattendruck hergestellt wurde. Dieser Kompositionstyp wurde in Böhmen ab den 1680er-Jahren verwendet.