NUSK 58

Trotz der zahlenmäßig wenig repräsentativen Auswahl an Exemplaren kann geurteilt werden, dass sich die Jungbunzlauer Gruppe IV auf die Buchproduktion der Druckerei der Brüderunität in Kralitz (Kralice) spezialisierte. Sie stellte jedoch organisatorisch (gewerbemäßig) keine selbstständige Produktionseinheit dar, sondern eine Gruppe von Buchbindern, die die gemeinsame konfessionelle und künstlerische Ansicht ausnutzten und intermittierend einige charakteristische Werkzeuge anwandten. In diesem Fall war es bei der Brüderunität die einzigartige Rolle mit den Reformatoren NUSK V 000 163. Diese Rolle inspirierte Nuska auch zur emphatischen Benennung „Der dürre Hus“. Die Jungbunzlauer Gruppe IV erlangte nach dem Tode des Wittenberger Buchbinders Hans Schreiber die Platte mit der Kreuzigung Christi NUSK P 000 354. Es handelt sich um einen weiteren Beweis der posthumen Einfuhr aus Deutschland nach Böhmen, wenn auch einen für Akquisitionen aus dem Umkreis der Brüderunität ziemlich untypischen. In der Gruppe IV finden wir im Unterschied zur Gruppe III weitere drei stilistisch fortgeschrittenere Platten vor. Nicht zu übersehen ist die unterschiedliche Auffassung des vierten (1587) und fünften Teils der Kralitzer Bibel (1588), der in der Gruppe III konservativer verziert wurde. Trotz der kleinen Anzahl der registrierten Werkzeuge scheint die mit der römischen Zahl IV bezeichnete Gruppe in Jungbunzlau (Mladá Boleslav) gearbeitet zu haben, und zwar meistenteils mit ursprünglichem, nicht migrierendem Fundus. Die bekannten Exemplare wurden während der kurzen Zeit von 1580-1596 gedruckt, die Jahreszahlen an den Vorderdeckeln der Einbände nehmen jedoch den Zeitabschnitt von 1587-1610 ein. Es muss also zugegeben werden, dass diese Buchbindergruppe länger gearbeitet haben könnte.