NUSK 91

Nuska benannte die Werkstatt nach der Rolle NUSK V 000 213 mit robusten weiblichen Halbfiguren „Eckige Tugenden“. Die Platte NUSK P 000 322 mit der Abbildung der Taufe Christi, die die Signatur IF 1571 trägt, blieb allerdings beiseite. Dieses Monogramm bezieht sich auf Jakob Fritzsch, der in den Jahren 1555-1571 in Wittenberg wirkte (EBDB w 000475). Haebler zufolge soll auch die unmarkierte Platte der Auferstehung Christi NUSK P 000 382 Fritzschs Eigentum gewesen sein. Damit nicht der Eindruck entsteht, dass das Monogramm IF 1571 aus Böhmen stammen würde, ändern wir Nuskas Benennung in Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XVI. Den Exemplaren fügen wir noch drei Bücher an (VII D 13, D B/7 und Kuttenberg 74), die Nuska wegen der Verbindung mit Kuttenberg (Kutná Hora) der Pflanzengroteske III [Kuttenberger Werkstatt II] zuschrieb, die durchlaufend angewandte importierte Rolle NUSK V 000 213 empfiehlt sie jedoch zum Buchbinder XVI. Die Werkstatt war konservativer als z. B. der Buchbinder XIII. Die Dominate auf freier Fläche, die zu dieser Zeit schon geläufig war, setzte sich überhaupt nicht durch. An den Einbänden stehen nur zwei Jahreszahlen zur Verfügung (1586 und 1611). Die jüngste Jahreszahl im Impressum ist 1612. In der Erfassung erscheint zwar ein Minimum an Exemplaren, aber das Amtsbuch von der Kleinseite zwingt uns, die Werkstatt nach Prag zu lokalisieren, da es nicht denkbar ist, dass die Stadtbeamten einen Auftrag außerhalb der Metropole verwirklicht hätten (die Eintragungen nahmen die Jahre 1585-1593 ein, wir wissen jedoch nicht, ob der Bucheinband vor der Amtszeit oder danach angefertigt wurde). Es lässt sich allerdings nicht ausschließen, dass die derart konstruierte Werkstatt den bloßen Torso eines größeren, z. B. Kleinseitner Zentrums darstellt.