NUSK 15
- Pflanzengroteske III [Kuttenberg II]
Nuska benannte die Werkstatt „Dynamische Ranke“ nach der s-förmigen unterbrochenen Ranke an der Rolle NUSK V 000 641. Um die Symmetrie mit den Pflanzengroteske benannten Werkstätten (NUSK 3, NUSK 9 und NUSK 37) aufrechtzuerhalten, nennen wir die Werkstatt „Dynamische Ranke“, die Nuska für den Zeitraum von 1570-1604 erfasste, in Pflanzengroteske III um. Die erwähnte Rolle fungierte allerdings schon früher als „Brotwerkzeug“ in Kuttenberg (Kutná Hora), darum ordnete Nuska einen Teil der Exemplare der „Kuttenberger dynamische Ranke“ genannten Werkstatt zu. Hinsichtlich dessen, dass sich das vor dem Jahre 1512 verwirklichte Verzierungskonzept vom Konzept an den jüngeren Exemplaren diametral unterscheidet, bezeichnen wir die alte Etappe als Kuttenberg I und vereinen die jüngere Etappe unter der Bezeichnung Pflanzengroteske III [Kuttenberg II]. Erst das auf einer reichlicheren Untersuchung der Exemplare und auf Sonden in den Archiven begründete künftige Studium wird zeigen, ob die städtische Werkstatt in Kuttenberg ab Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1610 ununterbrochen arbeitete, oder ob sich die städtische Buchbinderei zumindest in zwei Etappen entwickelte. Die jüngere Etappe, während der man aufhörte, das Brokatmuster im Spiegel anzuwenden, und man sich nach und nach bis zur gemischten Komposition mit Plattendominante hocharbeitete, grenzen wir nach den regionalen Amtsbüchern mit den Jahren 1514 und 1610 ein. Theoretisch kann jedoch zugegeben werden, dass es zur Dämpfung oder zum Untergang der Werkstatt schon vor dem Jahre 1605 kam, als das Buch des Zunftrechtes beim Prager Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XVI gebunden wurde (dann hätten die Korpora der jüngeren Amtsbücher allerdings bereits früher als Vorrat entstehen müssen). In der zweiten, also jüngeren Etappe erschien die Rolle NUSK V 000 203, die mit AS signiert ist. Unter diesem Monogramm konstruierte Nuska einst eine selbstständige Werkstatt, von der wir heute wissen, dass sie Jiřík Sezemský gehörte. Seine Aktivitäten sind mit einer viel größeren Anzahl von Exemplaren als die Tätigkeit der Pflanzengroteske III [Kuttenberger Werkstatt II] belegt, stilmäßig zwischen dem konservativeren und fortgeschritteneren Flügel der böhmischen Buchbinderei aufgestellt. Beide Werkstätten waren zur gleichen Zeit tätig und wie es den Anschein hat, deckten sie die Region von Mittel- und Ostböhmen ab. Aus Takt gegenüber Nuskas Archiv erfassen wir sie vorläufig selbstständig, aber vielleicht werden sich in Zukunft noch weitere Gründe für deren Zusammenschluss bieten.