NUSK 71

Nuska benannte die Werkstatt „Kranzmacher I“ wahrscheinlich nach den Medaillons an der Porträtrolle NUSK V 000 056, deren Form an Kränze erinnert. Diese Benennung, die sich noch bei einem verwandten Zentrum wiederholt, ersetzen wir durch die verständlichere Bezeichnung „Kranzmedaillons I“. Ein anderes Problem betrifft fünf mit der Anmerkung „Kranzmacher“ bezeichnete Exemplare, für die Nuska eine besondere Werkstatt mit dem Namen „Čepirohs Buchbinder“ konstruierte. Woran sich die Bezeichnung jedoch anlehnt, ist ebenfalls unklar - hängt doch kein einziges Exemplar mit dem Klosterbrucker Abt Šebestián I. Freytag von Čepirohy OPraem (1533 - 1585) zusammen. In der Erfassung befinden sich keine Amtsbücher oder Bohemika, in den Exemplaren sind keine Eigentümer verzeichnet. Von der Lokalisierung der Werkstatt in den böhmischen Ländern zeugt nur die Handschrift der Brünner gerichtlichen Beschlüsse und zwei Werkzeuge, die mit den „Kranzmedaillons II“ gemeinsam sind. Eine gewisse Fortschrittlichkeit der künstlerischen Ansicht deuten vier manieristische ornamentale Rollen an (z. B. NUSK V 000 528), die Werkstatt hielt aber ansonsten am Konzept der traditionellen überladenen Rahmenproduktion fest. Wir erfassen nur zwei in die Einbände geprägte Jahreszahlen, und zwar 1576 und 1579. Die Jahreszahlen in den Impressen der Drucke bilden mit großen Lücken den Abschnitt von 1566-1602. Nicht nur die kleine Anzahl der verzeichneten Exemplare (10), sondern auch diese Lückenhaftigkeit ist ein Grund dafür, sehr nachdrücklich zuzugeben, dass wir den künstlich konstruierten Torso einer größeren Buchbinderwerkstatt vor uns haben.