NUSK 94
- Monogrammist MH
Nuska benannte die Werkstatt nach dem Monogramm „MH“ an der Rolle NUSK V 000 357 mit biblischen Motiven sowie an den Platten NUSK P 000 416 (Judith) und NUSK P 000 430 (Jahel). Haebler registriert alle drei Werkzeuge, wenn auch mit geringen Abweichungen, und fügt gleichzeitig hinzu, dass das Schaffen des Monogrammisten „das Material mehr als eines Buchbinders enthält“. Darauf bezieht sich die wichtige Auffassung Nuskas, dass die Initialen MH in beide Platten nachträglich eingraviert worden seien. Wie auch immer die Werkstatt mit größter Wahrscheinlichkeit vom Ursprung her deutsche Werkzeuge anwandte, lässt sich die böhmische Herkunft des Inhabers nicht ausschließen, und darum benennen wir ihn vertretend als Monogrammist MH. Der Buchbinder gehörte zum besseren Durchschnitt, seine künstlerische Ansicht war allerdings auch zur fortgeschritteneren Zeit, als sich die Prager Handwerker und Kunden für das moderne Konzept des Bucheinbandes mit auf freier Fläche liegender Dominante interessierten, ziemlich konservativ. Die in die Vorderdeckel geprägten Jahreszahlen bilden den kontinuierlichen Abschnitt von 1565-1594, wobei mehrere Bücher bereits in den Jahren 1562 und 1563 gedruckt wurden und das Buch mit der höchsten Jahreszahl erst im Jahre 1601 erschien. Die Aufträge der Amtsbücher kamen aus der Umgebung von Reichenberg (Liberec) und Böhmisch Leipa (Česká Lípa). Die Lokalisierung nach Nordböhmen wird auch von den Bucheinbänden für Jan Mazanec von Frymburk (das Geschlecht besaß die Stadt Niemes/Mimoň) sowie für den katholischen Pfarrer Valentin Frumald (ab 70er Jahren des 16. Jahrhunderts Pfarrer in Böhmisch Leipa, Dobranov/Dobern und Brenná/Brenn) bestätigt.
- S. 191-193.
- S. 175-178.