NUSK 23

WerkstattnummerNUSK 23
Werkstattname
  • Pilsen [Volf Benátský?, Šumar, Jan d. Ä.?, Šumar, Jan d. J.?]
Nuskas ursprünglicher WerkstattnamePilsener
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmenWestböhmenPilsen / Plzeň
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1519–1558]
Angaben zur Werkstatt

Nuska benannte die Werkstatt „Pilsener“, da viele erfasste Exemplare feste Beziehungen zu Pilsen aufweisen (9 Exemplare waren Bestandteil der Bibliothek der St.-Bartholomäus-Kirche, 3 Handschriften knüpfen an die Verwaltung des Stadtrates an, 2 Drucke befanden sich im Besitz des dortigen Bürgers Benedikt Strojek, die Werkstatt band Bücher der Pilsner Geistlichen Tomáš Bavorovský und Jan von Chýše usw.). Während die Lokalisierung keine Probleme mit sich bringt, ruft Nuskas Benennung „Pilsener“ die irrtümliche Vorstellung eines einzigen Buchbinders hervor. Unter den angesammelten Exemplaren finden wir jedoch Handschriften aus dem 15. Jahrhundert, Inkunabeln und Drucke aus dem 16. Jahrhundert vor (herausgegeben wurden sie 1504, 1507, 1514-1522, 1524-1527, 1529, 1531-1532, 1534, 1537, 1546-1548, 1550, 1552, 1555, 1557, 1558). Eine derart breite Zeitspanne zeugt davon, dass die Werkstatt zumindest von zwei Buchbindergenerationen betrieben worden sein musste. Genaues Bindejahr ist lediglich bei zwei Exemplaren festzulegen. Im Jahre 1519 ließ der Großmeister des Deutschritterordens Matouš Švihovský von Švihov für die St.-Bartholomäus-Kirche den Winterteil des Antifonars (1412) neu einbinden und die römische Jahreszahl 1522 ist Bestandteil des unleserlichen Textes an einem mittelalterlichen handschriftlichen Sammelband (fertiggeschrieben 1511). Die Jahre 1519/22 und 1558, die mit der Entwicklung der Pilsner Buchbinderei überhaupt nicht übereinstimmen und mit denen wir die Pilsner Werkstatt vorläufig eingrenzen, sind nur orientierungsmäßig zu verstehen. Ab dem zweiten Dezennium des 16. Jahrhunderts waren in Pilsen „Volf Benátský“ (Čadík S. 14), „Jan puchpinter“ alias Jan d. Ä. Šumar und nach ihm sein Sohn Jan d. J. (Lábek) tätig, aber einen Beweis, dass die Pilsner Werkstatt eben von ihnen betrieben wurde, so sehr es auch höchst wahrscheinlich sein mag, haben wir nicht. Zwischen der spätgotischen Buchbinderei bis hin zum Jahre 1517 (Čadík S. 27 - 29) und dem geringfügigen Fundus der Pilsner Werkstatt bestehen keinerlei Zusammenhänge. Genauso wurden keine Überlappungen der Nürnberger Werkzeuge an den nach dem Jahre 1519 entstandenen Bucheinbänden entdeckt. Einige Werkzeuge der Pilsner Werkstatt scheinen nur bis Ende der 20er Jahre gedient zu haben (NUSK K 000 017, NUSK K 000 018, NUSK V 000 660 und NUSK V 001 298), andere kamen Mitte der 30er Jahre hinzu (NUSK K 000 911 und NUSK K 000 912) oder fielen im Gegenteil zu dieser Zeit weg (NUSK K 000 913, NUSK V 000 659), während ein gewisser Kern vier oder fünf Dekaden überdauerte (NUSK K 000 914, NUSK V 000 472, NUSK V 000 499, NUSK V 000 625, NUSK V 000 661). Darum verändert sich der künstlerische Stil der Werkstatt im Wesentlichen nicht und bleibt im Milieu des Pilsen der Frührenaissance fest mit dem 15. Jahrhundert verbunden (vgl. z. B. EBDB r002351). Die Pflanzendekor-Rollen, deren Pendant wir nirgendwo anders in Böhmen entdecken, sind für die Pilsner Werkstatt sogar charakteristisch. Die Rahmenkomposition wurde konsequent gepflegt, deren Spiegel am Vorderdeckel von vervielfältigten Rollenstreifen ausgefüllt und hinten von einem diagonalen Gitter bedeckt war. Die Platten standen am Rande des Interesses. Die Darstellung des Jesuskindes mit deutschem Text, die wir für das Supralibros der St.-Bartholomäus-Kirche halten, ist erst an einem im Jahre 1552 herausgegebenen Druck (NUSK P 000 222) belegt.

Literaturverweise