Prof. PhDr. Bohumil Nuska, Csc. ist ein bedeutender tschechischer Philosoph, Kunst- und Kulturhistoriker. Er wurde am 5. November 1932 in Budweis (České Budějovice) geboren, wo er das örtliche Gymnasium absolvierte. 1957 schloss er erfolgreich sein Studium an der Philosophisch-historischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag mit dem Hauptfach Kunstgeschichte und Geschichte bei Prof. Emanuel Poche ab. Dort verteidigte er seine Diplomarbeit über die böhmischen Bucheinbände der Renaissance (Česká renesanční knižní vazba).
Als er dann in die kunsthistorische Abteilung des Nordböhmischen Museums in Reichenberg (Liberec) wechselte, wurden der Blinddruck und die vergoldeten Verzierungen von Bucheinbänden für die nächsten zwanzig Jahre zu seinem Forschungsschwerpunkt. Die Identifizierung von Buchbinderwerkstätten des 16. und frühen 17. Jahrhunderts führte er durch die Analyse von Werkzeugabdrücken in einzelnen Beständen direkt vor Ort aus. Er konzentrierte sich vor allem auf die Bestände der Bibliothek Strahov in Prag und die sog. zusammengeführten Bestände des heutigen Museums der tschechischen Literatur (damals Denkmal des nationalen Schrifttums) sowie auf regionale Bibliotheken, Museen, Galerien, Pfarr-, Kapitel- und Klosterbibliotheken. Er ließ bei seiner Forschung auch die Stadtämter und -archive nicht aus, in denen er Originaleinbände zahlreicher Amtsbücher entdeckte und beschrieb, die nach deren Neubindung unwiederbringlich verloren gingen. Aus Zeit- und Materialgründen musste er die Gedächtnisinstitutionen in Mähren auslassen. Nuska erfasste die Verzierungen der Buchdeckel mittels Durchreibungen, die er mit Bleistift anfertigte und stets mit dem Kürzel der Aufbewahrungsinstitution, der Signatur, dem Titel des Bandes und dem aktuellen Datum versah. Während er eine synthetische Geschichte des böhmischen Bucheinbandes im Zeitalter der Renaissance vorbereitete und zu veröffentlichen vorhatte, publizierte er nicht nur zahlreiche Fachstudien zur Gesamtentwicklung der Gestaltung des Bucheinbandes, sondern befasste sich auch mit kleineren Bereichen, die die Buchkultur betrafen, u. a. in den Sammelbänden zum historischen Einband mit dem tschechischen Titel Historická knižní vazba, die unter seiner Redaktion in den Jahren 1962–1970 vom Nordböhmischen Museum herausgegeben wurden. Im Jahre 1965 veröffentlichte er in diesem Sammelband den Aufsatz mit dem Titel Typologie českých renesančních knižních vazeb (Typologie der böhmischen Renaissance-Bucheinbände), in dem er die Terminologie und Methodik zur Bestimmung des Stils und zur Datierung von Bucheinbänden festlegte. Auch wenn die Materialsammlung und das Inventar unvollständig blieben, kann man seine Durchreibungen als wertvolles Dokument der wirtschaftlichen Entwicklung, der religiösen Verhältnisse und der kulturellen Ausrichtung Böhmens im 16. Jahrhundert ansehen.
Nuska beschäftigte sich neben der oben erwähnten Forschung ebenso intensiv mit der Aufklärung und wissenschaftlichen Betreuung im Bereich Restaurierung und Konservierung von Buch- und Archivbeständen sowie dem Schutz und der Erfassung der damals für den Export ins Ausland bestimmten Exemplare. Seit den 1970er-Jahren konzentrierte er sein berufliches Interesse und seine Forschungstätigkeit auf die Konstruktion von Symbolonik und auf interdisziplinäre Studien, wobei er sich vor allem auf Ästhetik, Kulturgeschichte und -anthropologie stützte. 1991 wurde er Gründungsmitglied des Fachbereichs Sozialwissenschaften an der Hochschule für Technik und Textil in Reichenberg (heute Lehrstuhl für Philosophie), wo er bis heute tätig ist.
Bohumil Nuska erfuhr sein literarisches Debüt im Jahr 1965 in der Zeitschrift Tvář, 1967 wurden seine Prosatexte im Verlag Mladá fronta und in der kulturhistorischen Revue Dějiny a současnost veröffentlicht. Weitere Titel wurden erst nach 1989 veröffentlicht. Bohumil Nuska ist auch gegenwärtig aktiv, er arbeitet insbesondere an der Fertigstellung seines Romans Granátový náhrdelník (Die Granathalskette).