NUSK 35
- Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XV
Nuska benannte die Werkstatt nach dem Monogramm LH an der Rolle mit den Tugenden NUSK V 000 196 und an der Rolle mit biblischen Motiven NUSK V 000 347. Wir verfolgen die Rollen an der inländischen Buchproduktion ab 1575 und 1578, die Lokalisierung der ursprünglichen Werkstatt (Straßburg?) ist der EBDB w004336 zufolge ziemlich unsicher. In der von Nuska LH benannten Werkstatt traten an den Werkzeugen allerdings auch andere Monogramme auf. Die unbekannten Initialen DG (gegebenenfalls DG D) sind an der motivisch interessanten Rolle NUSK V 000 406 zu lesen, die im Inland bereits im Jahre 1571 fungierte. Das Zeichen VG, das wohl Valentin Geyer aus Jena (1559-1585) gehört haben mochte, begleitet die Rolle mit den Tugenden NUSK V 000 197 (im Inland ab 1574). An der Platte mit der Gerechtigkeit NUSK P 000 456, die die inländischen Bucheinbände vom Beginn des 17. Jahrhunderts begleitete, lesen wir das Monogramm LB. Seine Form entspricht jedoch nicht dem Zeichen des 1565-1611 tätigen Görlitzer Buchbinders Lorentz Brewnling (Brewnlings authentische Platte NUSK P 000 453 errang der Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XI und betrieb sie ab 1572). Eine andere Platte, NUSK P 000 509, die im Inland ab 1582 auftrat, trägt das Monogramm AV, also das Zeichen des Andreas Vicker, der 1542-1592 in Leipzig tätig war. Es handelt sich um Melanchthons Porträt, zu dem sich in Vickers Werkstatt die signierte Abbildung Luthers NUSK P 000 511 gesellte (da dieses Porträt Luthers in Böhmen bereits ab Beginn der 70er Jahres des 16. Jahrhunderts vom Buchbinder XI gedruckt worden war, vervollständigte man das Paar mit einem anderen Ebenbild - NUSK P 000 508 ohne Signatur). Die nicht signierten Rollen NUSK V 000 062 und NUSK V 000 388 sind an die sächsische Heraldik angelehnt und die Rolle NUSK V 000 278 ist mit der Jahreszahl 1567 datiert. Unter Berücksichtigung aller oben genannten Indizien ist es angemessen, Nuskas ursprüngliche Bezeichnung in Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XV umzuändern. Wir schreiben diesem Buchbinder weitere sechs Exemplare zu (265, 54 B 14, BCh II 35, BO I 17, BO IV 19 und BQ VIII 3), für die Nuska die selbstständige Werkstatt „Der Gekreuzigte“ konstruierte, wobei er für deren Bezeichnung die Platte mit der Kreuzigung Christi NUSK P 000 353 anwandte. An den erwähnten sechs Exemplaren wurden vier mit dem „ursprünglichen“ Fundus des Buchbinders XV übereinstimmende Rollen angewandt. Die Werkstatt des Buchbinders XV konnte sich in Jihlava (Iglau) befunden haben, da 77 % der Amtsbücher mit dieser Stadt verbunden sind. Den Wirkungskreis dieser Werkstatt leiten wir von der mit 1567 datierten Rolle und von den Impressen der Drucke mit der niedrigsten Jahreszahl 1568 ab (die Jahreszahlen bilden den Abschnitt von 1568-1582, 1594-1599). Die Bucheinbände sind von 1571-1601 datiert. Bisher hat es den Anschein, dass die nachfolgende Etappe 1602-1616 bereits in der Regie der Nachfolger hat verlaufen können. Es ist nicht auszuschließen, dass in die Werkstatt des Buchbinders XV in Zukunft ein weiteres künstlich gebildetes Zentrum inkorporiert wird, das von Nuska als „Kranzmacher II“ bezeichnet wurde.