NUSK 47

WerkstattnummerNUSK 47
Werkstattname
  • Gutsch, Pavel
Nuskas ursprünglicher WerkstattnameP G, P G K, Grober P G, Andere kleine Justitia, Zerfahrene Heilige
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmenPrag / Praha
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1558–1590]
Angaben zur Werkstatt

Pavel Gutsch (verstorben 1595) kam aus Breslau (Wrocław) und erlangte im Jahre 1558 die Bürgerschaft in der Prager Altstadt. In den Quellen werden im Weiteren die Jahre 1560 und 1561 erwähnt, denn er führte einen Streit mit dem aufhörenden Kollegen Sixt Stanhauer. Ab dem Jahre 1571 vertrat er ununterbrochen bis zum Jahre 1590 das Amt des Zunftmeisters. Im Jahre 1558 übernahm er acht Werkzeuge aus einer unbekannten Prager Werkstatt, von der er sich gleichfalls durch das serienmäßige Verzierungskonzept inspirieren ließ. Die Anknüpfung ist derart flagrant, dass wir diesen Anonymus als Gutschs Vorgänger benannt haben. In den folgenden Jahren wurde der Fundus durch mehrere signierte Rollen bereichert: NUSK V 000 190 (PG), NUSK V 000 189, NUSK V 000 269 und NUSK V 000 270 (überall das Zeichen PG 1563) sowie NUSK V 000 029 (PGK). Das Monogramm einschließlich des Buchstaben „K“ wie „Knihař“ (Buchbinder), das dem angefügten Wort „Introligator“ in den Altstädter Amtsbüchern gleichkommt, lässt sich zur inkriminierten Zeit auf keinen anderen in den Quellen belegten Handwerker als auf Pavel Gutsch beziehen. Der Aufmerksamkeit wert ist, dass Haebler auch Werkzeuge aufnimmt, die in Nuskas Archiv nicht erfasst sind. Pavel Gutsch schreiben wir neu 5 weitere Exemplare aus der Werkstatt zu, die von Nuska als „Andere kleine Justitia“ benannt worden ist (die restlichen 20 Exemplare sind zum Sohn Jan Gutsch verlegt worden). Der Grund für den Zusammenschluss sind zwei Werkzeuge, die sowohl für die Kleine Justitia als auch für Pavel gemeinsam sind (NUSK K 000 590 und NUSK V 000 958, die von Pavel darüber hinaus sein Sohn Jan übernahm). Die Werkstatt des Pavel Gutsch war von kommerziellem Charakter und überragte auf keinerlei Weise den Durchschnitt der zeitgenössischen böhmischen Buchbinderei. Alle Bucheinbände verfügen über eine konforme Palmette (NUSK V 001 085) und an mehr als der Hälfte davon treten die Tugenden auf (NUSK V 000 190). Der Erwähnung wert ist allerdings die ursprüngliche Rolle mit den Köpfen antiker Koryphäen und deutscher Reformatoren NUSK V 000 270. Neben der regelmäßigen Zusammenarbeit mit dem Altstädter Rat und den Prager Druckern (Melantrich, Černý) erhielt die Werkstatt den Kontakt mit mehreren böhmischen Städten aufrecht (z. B. Kuttenberg/Kutná Hora, Nimburg/Nymburk, Rakonitz/Rakovník). Die in die Einbände geprägten Jahreszahlen bilden den Abschnitt von 1563-1590. Die Impressen der Drucke stammen bereits aus den 40er und 50er Jahren des 16. Jahrhunderts und der jüngste Druck ist mit dem Jahr 1590 datiert. Gutschs Werkzeuge wurden von seinem Sohn Jan übernommen, der das Erbe seines Vaters Pavel im Jahre 1595 antrat.

Literaturverweise