NUSK 80
- Buchbinder mit deutschen Werkzeugen VII
Nuska benannte diese böhmische Werkstatt „HS“, was zur irrtümlichen Vorstellung führt, dass ihr Eigentümer der erwähnte Monogrammist gewesen sei. Dieser soll aber Haeblers Feststellung zufolge in Stuttgart gearbeitet haben, und zwar noch im Jahre 1588. Die Hypothese, dass er sich während der 80er Jahre des 16. Jahrhunderts in Böhmen niedergelassen haben soll, ist für uns nicht haltbar, da die große Mehrheit seiner Werkzeuge an den böhmischen Einbänden nicht erscheint. Noch wichtiger ist die Feststellung, dass einige mit HS markierte Platten bereits früher nach Böhmen übergegangen sind. Hier erschienen sie erstmals (vielleicht in zwei Wellen) an in den Jahren 1571, 1572 und 1583 gedruckten Exemplaren. Es handelte sich um die Taufe Christi NUSK P 000 325 und die Kreuzigung Christi NUSK P 000 346. Neben diesem von Haebler erfassten Paar sind mit dem Monogramm HS noch die Platten mit der Heiligen Dreifaltigkeit (NUSK P 000 188), die gepaarten Platten der Tugenden (NUSK P 000 414 und NUSK P 000 415) und schließlich das Monogramm Christi mit der Jahreszahl 1570 (NUSK P 000 531) markiert. Darum wählen wir für die böhmische Werkstatt, deren deutscher Ausgangspunkt in der EBDB nicht erfasst ist (siehe jedoch EBDB w002984, wo das Monogramm mit Hans Schnabel identifiziert wird, der 1580-1595 in Stuttgart tätig war) die neutrale Hilfsbezeichnung Buchbinder mit deutschen Werkzeugen VII. Mehrere Exemplare trugen Provenienzzeichen mährischer Herren (JK V 15, Kl 898 und II Cc 6), weshalb es angebracht ist, Mähren als alternative Lokalisierung der Werkstatt in Erwägung zu ziehen. Die Jahreszahlen der Ausgaben der Exemplare, die in dieser katholisch orientierten Werkstatt gebunden wurden, bilden einen unregelmäßig besetzten Abschnitt von 1571-1588. Osórios Predigten aus dem Jahre 1622 muss offenbar ein jüngerer Buchbinder verarbeitet haben (vielleicht unter Anwendung älterer Deckel?). Nach 1588 ging ein Teil der Werkzeuge auf den Buchbinder aus dem Umfeld des Rudolfinischen Hofes I über, in dessen Werkstatt wir noch die mit dem bekannten Monogramm HS markierte Auferstehung Christi NUSK P 000 384 erfassen.
- S. 411-412.
- s. 117, 118, 159, 168, 171, 268, 407, 423, 424.