NUSK 81
- Buchbinder aus dem Umfeld des Rudolfinischen Hofes I
Nuska benannte die Werkstatt „Judith“ nach dem Porträt der Judith NUSK P 000 420, passender erscheint jedoch die vertretende Bezeichnung Buchbinder aus dem Umfeld des Rudolfinischen Hofes I, weil im Fundus kurz nach dem Jahre 1600 das Porträt des Habsburgers Rudolf II. NUSK P 000 788 auftaucht, das andeutet, dass einige späte Aufträge mit dem höfischen Umfeld verbunden waren. Davor konzentrierte sich die Werkstatt allerdings auf die Anfertigung kommerzieller Einbände von aus Köln, Lyon, Antwerpen und Ingolstadt importierten Exemplaren. Mit Hilfe mehrerer vom Buchbinder mit deutschen Werkzeugen VII und vom Meister der Christusköpfe errungener Werkzeuge erschien an den Deckeln das Konzept zweier thematisch verbundener Bilder (Jahel - Judith, Christus-Büste - David und Goliath, Kreuzigung Christi - Auferstehung Christi). Die Dominanten wurden uniformiert mit Rollenbändern gerahmt, z. B. NUSK V 000 072 oder NUSK V 000 074. Die Überlegenheit der Platten schöpft bisher also aus den traditionellen biblischen Motiven. Das neue Konzept, das den Stil der Buchbinderei in Kralitz (Kralice nad Oslavou) nachahmte, setzte sich durch Rollwerk (NUSK P 000 199 und NUSK P 000 528), Maureske oder Arabeske (NUSK P 000591 und NUSK P 000 678) erst nach dem Jahre 1600 durch (AK XV 46 und BV III 39). Zu den morphologisch fortgeschrittenen Werkzeugen gehörten auch NUSK V 000 780 und NUSK V 000 829. Wohl aus Angst vor Neuerungen wurden sie jedoch nicht allzu häufig angewandt. Die in die Bucheinbände geprägten Jahreszahlen stehen uns nicht zur Verfügung. Die katholisch orientierte Werkstatt weist somit nur die Jahreszahlen in den Impressen auf, und zwar ununterbrochen von 1589-1604, wobei dank der Produktion von 1583-1585 und 1608-1610 wie auch 1613 eine längere berufliche Laufbahn nicht ausgeschlossen werden kann. Zwei Platten (NUSK P 000 229 und NUSK P 000 270) und zwei Rollen (NUSK V 000 074 und NUSK V 000 786) werden im Rahmen der unbekannten deutschen Werkstatt EBDB w007654 erfasst. Die Erfassung der EBDB lehnt sich dabei an die gleichen Lyoner Drucke, die wir auch hier registrieren (Petrus de Palude und Sallustius Crispus). Auch Haebler entdeckte in der Klosterbibliothek Neuburg ein mit Prager Werkzeugen verziertes Exemplar (NUSK P 000 315 und NUSK P 000 788).