NUSK 95

WerkstattnummerNUSK 95
Werkstattname
  • Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XVII
Nuskas ursprünglicher WerkstattnameH R
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmenNordwestböhmen
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1553–1584]
Angaben zur Werkstatt

Nuska benannte die Werkstatt nach dem Monogramm „HR“ an den Rollen mit den christlichen Tugenden NUSK V 000 200 und mit biblischen Motiven NUSK V 000 281. Das Monogramm ist zweifellos deutscher Abstammung, es kann jedoch nicht entschieden werden, welcher Werkstatt es gehörte. Haebler zufolge komme Hans Rietzsch (Würzburg 1555-1571) in Frage oder laut der EBDB w000 456 eher der Monogrammist HR aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (laut Haebler: Hans Reinisch, Wittenberg 1560-1580), in dessen Fundus sich auch die Rollen mit den Reformatoren NUSK V 000 156 und mit den Porträts der biblischen Protagonisten NUSK V 000 313 befanden. In einer Situation, in der uns keine zuverlässigen Daten aus Deutschland zur Verfügung stehen, ist es schwer zu erklären, dass wir die beiden vorher genannten Rollen an zwei Bucheinbänden (Basel 1541 und Basel 1545) vorfinden, die die frühe Jahreszahl 1553 tragen. Vorläufig ohne Erklärung verbleibt ebenfalls die Tatsache, dass laut EBDB r004795 der Monogrammist HR (Haebler: Reinisch) die Rolle NUSK V 000 281 an einem in Venedig 1591 gedruckten Buch anwandte. Für sicher halten wir allerdings die deutsche Herkunft der Werkzeuge, wenn auch die fünf Exemplare für Kryštof d. Ä. Popel von Lobkowitz zur Erwägung verleiten können, dass deren Bindung im Ausland verlaufen könnte. Dessen ungeachtet fertigte die Werkstatt Einbände für die Amtsbücher von Schlan (Slaný) und Podersam (Podbořany) an, also für eine Region, in die ebenfalls Bilin (Bílina) gehörte, der Stammsitz des Herrn Kryštof. Deshalb benennen wir den Inhaber der inländischen stilmäßig entwickelten Werkstatt in Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XVII um und überlassen der künftigen Forschung die Frage, ob er mit importierten Werkzeugen oder mit Kopien deutscher oder böhmischer Herkunft arbeitete (NUSK V 000 281 weist geringe Varianten in EBDB r001018 und eine Übereinstimmung in EBDB r004795 auf). Ein charakteristischer Zug des Buchbinders XVII ist die Absenz von Werkstattplatten. Die in die Einbände geprägten Jahreszahlen bilden den Abschnitt von 1553-1570 (den Einband mit der Jahreszahl 1618 halten wir für eine ältere Schöpfung, die durch die Jahreszahl des Einkaufes nur aktualisiert wurde). Die Impressen der gedruckten Bücher stammen aus den 40er und 50er Jahren des 16. Jahrhunderts. Die jüngsten Jahreszahlen der Ausgaben sind 1575 und 1584. Wir können allerdings nicht ausschließen, dass die bisher erfassten Werkzeuge nicht den bloßen Torso eines anderen Handwerkerzentrums darstellen (in Erwägung würde real der Buchbinder mit deutschen Werkzeugen IV kommen, der zwar für eine andere Region Böhmens arbeitete, mit dem Buchbinder XVII aber drei Werkzeuge gemeinsam hatte und ein identisches Verzierungskonzept anwandte).

Literaturverweise