NUSK 5

WerkstattnummerNUSK 5
Werkstattname
  • Meister der Böhmischen Rechte
Nuskas ursprünglicher WerkstattnameMeister der Böhmischen Rechte
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmenPrag / Praha
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1521–1534]
Angaben zur Werkstatt

Ilse Schunke 1942-1943 benannte den Buchbinder offenbar nach der heraldischen Platte NUSK P 000 740 als „Altstädter Meister“ und dieser stellvertretende Name wird bis heute von der EBDB w004175 angewandt (die deutsche Datenbank erfasst auch mehrere Werkzeuge, die in Nuskas Archiv fehlen). Nuska benannte den Buchbinder im Jahre 1961 nach dem handschriftlichen Sammelwerk juristischer Texte I F 23. Ob der Meister der Böhmischen Rechte in Schlesien geboren wurde oder ob er in Krakau nur auslernte, wissen wir nicht. Von den Verbindungen zu Polen zeugt jedoch der Übergang mehrerer Werkzeuge aus der Anna Selbdritt genannten anonymen Krakauer Werkstatt (EBDB w002477) oder vom königlichen Monogrammisten HA bzw. aus der Werkstatt Heiliger Olaf (EBDB w002481). Die Jahreszahlen der Ausgaben alter Drucke, die die Werkstatt durchliefen, beginnen im sehr frühen kontinuierlichen Abschnitt von 1512-1520. Den in die Vorderdeckel geprägten Ziffern nach handelt es sich allerdings um eine jüngere Produktion, z. B. 1513/1522, 1518/1521, 1520/1522. Den halbledernen Einband des Exemplars C 180, in den die Jahreszahl 1521 geprägt ist, halten wir für ein Erstlingswerk. Neben der erwähnten Museumshandschrift I F 23 können wir zu den Jugendwerken des Meisters der Böhmischen Rechte sicher auch noch den 1522 geschriebenen Kodex 3280 reihen. Zu den Erstlingswerken gehören weiter die gedruckten Exemplare D I 11 und B II 74 J, die zu Beginn der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts in Zusammenarbeit mit Lyon von Anton Koberger nach Böhmen importiert wurden. Wie vom Exemplar 54 A 66 belegt wird, schloss sich die Werkstatt bald der im Jahre 1520 gegründeten Prager Druckerei von Pavel Severin von Kapí Hora an. Am vorderen Innendeckel eines anderen Exemplars - AV III 34 - befindet sich eine Eintragung, die von NUSKA 1962a, S. 488 und NUSKA 1964b, S. 173 als „Anno 1522 In die Stephani prothomartiris ff[eria] VI post Nat[ivitatem] Christi [26. 12.] liga[tus] p[o]lonis 11 gr. parvos“ gelesen wird, mit anderen Worten derart, um mit der Aufzeichnung die polnische Herkunft oder die polnische Ausbildung des Meisters der Böhmischen Rechte zu unterstützen. Wie VOIT 2020, S. 65 aufmerksam machte, ist es jedoch möglich, dass die inkriminierte Stelle „liga[tus] plenus“ lautet. Neben dem südböhmischen Meister zweier Stile war der Meister der Böhmischen Rechte ein Propagator der frühen Renaissance, die die Mittelplatte und die Viertelkreis-Ecksektoren in den Spiegel des Bucheinbandes einbrachte. Dieses fortschrittliche Konzept verringerte das Auftreten der spätgotischen Rahmenkomposition. Der Werkstatt des Meisters der Böhmischen Rechte wurde von Nuska als Terminus ante quem das Jahr 1533 festgelegt, das Exemplar R 1/18 wurde allerdings erst im Jahre 1534 in Köln gedruckt. EBDB w004175 datiert die Werkstatt orientierungsmäßig zwischen 1501-1600. Nuska spezifizierte einige Werkzeuge des Meisters der Böhmischen Rechte mit dem Nachtrag „Weinranke“ (die Präzisierung lehnt sich an NUSK K 000 684). Zur „Weinranke“ reihte er allerdings nach dem Jahre 1530/1534 gedruckte Exemplare, die sowohl mit den wandernden Werkzeugen des Meisters als auch mit jüngeren Werkzeugen verziert worden waren. Die Exemplare der „Weinranke“ melden sich am häufigsten zu den Werkstätten der Nachfolger Pflanzengroteske I, Pflanzengroteske II oder Monogrammist MN.

Literaturverweise