NUSK 107
- Meister der Jan-Hus-Postille
Die Jan-Hus-Postille aus dem Jahre 1564 gibt keinen Druckort an. Vorläufig gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, ob sie in Prag, Mähren oder in Nürnberg gedruckt wurde. Die gleichen Zweifel herrschen rund um das Strahover Exemplar DR III 9, das genauso gut an einem unbekannten Ort in den böhmischen Ländern wie auch in Bayern (Nürnberg) hätte buchbinderisch verarbeitet werden können. Fragen wirft besonders die Platte NUSK P 000 510 mit dem Porträt des Jan Hus auf, die in Böhmen ansonsten unbekannt ist. Sollte der Strahover Bucheinband in Deutschland entstanden sein, dann wurde die eben für diese Angelegenheit negativ gravierte Platte zusammen mit der Textplatte NUSK P 000 920 gleichzeitig mit der Handschrift hergebracht. Unter Berücksichtigung der Vorsicht, die von den Utraquisten im Rahmen des staatlichen Dualismus eingehalten wurde, kann somit Haeblers Feststellung nicht ohne Vorbehalte zugestimmt werden, dass es „wahrscheinlich ist, dass der Strahov-Band in Prag entstanden ist“. Wenn wir nämlich den böhmischen Ursprung überhaupt zulassen, dann kann wohl nicht Prag in Erwägung gezogen werden, sondern - genauso wie beim Bucheinband der Auslegung der Reden Gottes von Strejc (Eibenschitz/Ivančice? 1575) in der Nationalbibliothek Sign. 54 C 255 mit abweichendem Hus-Porträt - eine der Werkstätten außerhalb von Prag, die auf den Kundenkreis der Brüderunität ausgerichtet war. Dennoch ist auch diese Hypothese hinfällig, denn auch die weiteren am Strahover Exemplar angewandten Blinddruckwerkzeuge bleiben in Böhmen (und in Mähren?) bisher unbekannt und sind auch nicht in der EDBD registriert. Haebler 1929, S. 148, Nr. 3 unterscheidet am Einband noch die Rolle (21 mm) „Jesus Weltrichter: Justicia - Himmelfahrt: Assenso. Ad TP - Heil. Geist: Pentecostes“. Eine solche Rolle befindet sich an den Deckeln allerdings nicht, und sie ist der EBDB wieder nicht bekannt.
- S. 148-149.
- S. 22 mit kurzer Notiz über die Platte mit dem Porträt von Hus, ohne jegliche Schlüsse über die Buchbinderarbeit zu ziehen.
- spricht sich skeptisch zu Nürnberg als Druckort aus.
- s. 60, 63, 125, 248, 280, 404, 405.