NUSK 40
- Tabor
Dieses neu geschaffene Buchbinderzentrum erfassen wir unter Berücksichtigung der Amtsbücher, die sich auf die Stadt Tabor (Tábor) und ihre breite Umgebung beziehen, unter der Bezeichnung „Tabor“. Wir schreiben ihr die von Nuska ursprünglich in drei selbstständigen Gruppen erfassten Exemplare zu. Die erste Gruppe (bzw. Werkstatt), die von drei Exemplaren repräsentiert wird, benannte er „Zierraten“, und zwar nach der Rolle NUSK V 001 037 mit den charakteristischen dekorativen Vorhängen (Quasten), die früher häuslich Zierraten genannt wurden. Diese Werkzeuge und wohl auch NUSK V 000 399 konnten während 1476-1521 der 2. Klosterwerkstatt der Minoriten in Nürnberg EDBD w002085 gehört haben (aus den funktionsuntüchtigen Nürnberger Vorräten schöpfte ebenfalls der Buchbinder mit deutschen Werkzeugen I). In der Werkstatt befand sich u. a. die Platte mit dem Stadtwappen von Tabor NUSK P 000 749. Die zweite Werkstatt, die durch fünf Exemplare belegt ist, hat Nuska nach den beiden Stadtbüchern „Taborer (Buchbinder)“ benannt. Die dritte Quelle, die auf Grund von fünf Amtsbüchern klassifiziert ist, benannte Nuska als „Rollenmeister“ (die Benennung lässt sich offenbar auf den rollenmäßigen Charakter der vegetabilischen Rollen NUSK V 000 652, NUSK V 001 120 oder NUSK V 001 323 zurückführen). Die Amtsbücher werden nach Tabor, Prachatitz (Prachatice) und Sobieslau (Soběslav) lokalisiert. Sie wurden seit der Zeit zwischen 1501-1521 angewandt. Alle drei Quellen sind selbstständig, nicht aneinander anknüpfend und in Zukunft kann es zu deren erneuter Trennung kommen. Sollte sich die Lokalisierung nach Tabor bestätigen, ist es klar, dass die sog. Taborer Werkstatt zumindest von drei Arbeitsstätten gebildet wurde, die von mehreren Handwerkergenerationen betrieben wurden. Nichtsdestotrotz stimmen das Buch des Stadtschreibers Jakub Cyrin, das von Nuska in die Werkstatt „Taborer“ eingegliedert wurde, und die Apophthegmata des Erasmus von Rotterdam aus Nuskas Werkstatt „Zierraten“ in ihrem Verzierungskonzept überein, nämlich den vervielfachten Rollenstreifen im Spiegel. Dabei wurden die Apophthegmata (Lyon 1534) laut Eintragung bereits im Jahre 1537 gekauft und das Buch der Zusagen, dass aller Wahrscheinlichkeit nach bereits früher als Vorrat eingebunden worden war, kam 1576 zum Einsatz. Als Datum post quem für die Tätigkeit der Taborer Werkstätten bestimmen wir bis auf weiteres das Jahr 1568, in dem das Gerichtsbuch angelegt wurde.