NUSK 69

WerkstattnummerNUSK 69
Werkstattname
  • Buchbinder mit deutschen Werkzeugen I
Nuskas ursprünglicher WerkstattnameAkanthusranke mit Blüten, Gotische Ranke
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmenWestböhmen
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1526–1540]
Angaben zur Werkstatt

Nuska benannte die Werkstatt „Akanthusranke mit Blüten“ wahrscheinlich nach den Rollen NUSK V 000 476 oder NUSK V 000 626. Das ist allerdings eine unrichtige Benennung, da an den Rollen keine Akanthusranke, sondern das alte spätgotische Motiv des Stabs (Stangenleiter) erscheint, der von schmalen Blättern umwickelt und durch Rosetten ergänzt ist. Mit einem Akanthus haben ebenfalls die beiden weiteren vegetabilischen Rollen nichts zu tun. Auch die Rolle mit den Medaillons NUSK V 000 020 ist offenbar archaisch. Nuska erfasste für diese Werkstatt nur zwei Exemplare, von denen das erste in Straßburg (Strasbourg) 1513 gedruckt worden und das zweite in Kaaden (Kadaň) 1593 zum Einsatz gekommen war. Unter Berücksichtigung der Altertümlichkeit der Werkzeuge lässt sich die hohe Jahreszahl des Amtsbuches aus Kaaden entweder durch Nuskas Irrtum oder aber durch die sehr späte Anwendung des weißen Buchkorpus erklären, der bereits früher auf Vorrat entstanden war. Auf diese Art konnten die beiden Halbfabrikate bis nach Ostböhmen geraten, wo sie als Amtsbücher dienten (Königgrätz/Hradec Králové, Nimburg/Nymburk). Nuska konstruierte für diese beiden Exemplare die selbstständige Werkstatt „Gotische Ranke“, die nach der altertümlichen Rolle NUSK V 000 629 benannt wurde. Mit dem Namen „Gotische Ranke“ bezeichnete er allerdings auch die oben erwähnte Medaillon-Rolle NUSK V 000 020, die jedoch nur von der Werkstatt „Akanthusranke mit Blüten“ angewandt worden war. Diese versehentliche Verwechslung berechtigt zum Zusammenschluss beider Werkstätten. Wenn wir uns also nicht durch die hohe Jahreszahl 1593 am Kaadener Schriftstück beirren lassen, finden wir drei oder vier Werkzeuge (NUSK K 000 592, NUSK V 000 626, NUSK V 000 630 und NUSK V 001 016) bei den Nürnberger Augustinern vor - EBDB w000090. Daher erscheint es wahrscheinlich, dass nachdem die Werkstatt beim Augustinerkloster im Jahre 1526 untergegangen war, ein Teil des Fundus nach Westböhmen abgekauft worden sein konnte. Diese Alternative berücksichtigt am besten die neue Benennung der Werkstatt Buchbinder mit deutschen Werkzeugen I (ähnlich bereicherte sich die älteste Schicht der Werkstatt Tabor durch den Einkauf funktionsuntüchtiger Vorräte aus Nürnberg). Die Hypothese über Kaaden als Sitz des Buchbinders I muss erst noch überprüft werden. Etwa während der Jahre 1475-1508 wirkte hier für das Franziskanerkloster, den Stadtrat wie auch für Bohuslav Hasištejnský von Lobkowitz der sogenannte Kaadener Meister. Seine Werkzeuge tauchten in den Händen seines Nachfolgers noch im Jahre 1516 auf. Eine Verbindung zum Buchbinder I kann allerdings nicht nachgewiesen werden.

Literaturverweise