NUSK 13
- Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XIV
Nuska benannte die Werkstatt nach dem deutschen Monogramm IR an der Rolle NUSK V 000 034 mit attributlosen Köpfen und heraldischen Motiven. Aufgrund der sächsischen Heraldik lokalisierte Haebler die Werkstatt nach Sachsen. In Erwägung kommen Leipzig oder eher Wittenberg, denn die Stempel tragen neben den Buchstaben IR oft auch die zugefügten Monogramme MK und CK - in Böhmen traten derart markierte Werkzeuge beim Buchbinder mit deutschen Werkzeugen X (MK, spätestens ca. 1574) und beim Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XI (CK, spätestens ca. 1586) auf. Haebler und die EBDB w003129 gliedern in diese unbekannte deutsche Werkstatt noch NUSK V 000 245 (IR mit der Jahreszahl 1562), NUSK K 000 275, NUSK P 000 421, NUSK P 000 433, NUSK V 000 643 und NUSK V 000 866 ein. All diese Werkzeuge treten u. a. an den Amtsbüchern Nordwestböhmens (Postelberg/Postoloprty, Saaz/Žatec) und an den Einbänden der auf Tschechisch in Prag gedruckten Bücher auf. Damit nicht der Eindruck entsteht, dass der Monogrammist IR in Böhmen ansässig war, bezeichnen wir den nachfolgenden Inhaber des Fundus als Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XIV. Seine in den Spiegeln zur Geltung gebrachten Verzierungskonzepte unterscheiden sich dermaßen von den inländischen Verfahren, dass sie die Erwägung der deutschen Herkunft des Buchbinders rechtfertigen. Der Transfer der Werkzeuge begann oder verlief komplett spätestens im Jahre 1578, als NUSK V 000 034 erstmals in Böhmen auftauchte (im Jahre 1581 finden wir die Rolle erneut in Gesellschaft von NUSK P 000 421 vor usw.). Die in die Einbände geprägten Jahreszahlen bilden den Abschnitt von 1578-1615. Damit korrespondieren auch die Jahreszahlen der gedruckten Bücher. Das älteste Druckwerk meldet sich in die 70er Jahre des 16. Jahrhunderts und das jüngste (mit der in den Vorderdeckel geprägten Zahl 1615) trägt das Druckjahr 1613. Die Lokalisierung des Buchbinders XIV nach Saaz ist vorläufig hypothetisch, wird aber von einigen Amtsbüchern oder von Beňovskýs Eitragung über den Einkauf bzw. von den Aufträgen des dortigen Oberbürgermeisters Bohuslav Strialius unterstützt. Die Hypothese wurde auf keinerlei Weise beeinträchtigt, als wir dem Buchbinder XIV neu die Abschrift der Chronik von Carion zuordneten, für die Nuska die selbstständige Werkstatt „Buchbinder des Jan Žlutický“ konstruierte. Er lehnte sich dabei an den Eigentümer Jan Žlutický (wahrscheinlich ein utraquistischer Geistlicher und Organisator des musikalischen Lebens im nahegelegenen Rakonitz/Rakovník). Zur Verzierung der Chronik von Carion wurden acht Werkzeuge angewandt, von denen wir fünf auch an anderen Erzeugnissen des Buchbinders XIV vorfinden.