NUSK 106

WerkstattnummerNUSK 106
Werkstattname
  • Neuhaus
Nuskas ursprünglicher WerkstattnameGroße Arabeske, J H
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmenSüdböhmenNeuhaus / Jindřichův Hradec
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1597–1635]
Angaben zur Werkstatt

Wir vereinen in die Neuhaus (Jindřichův Hradec) genannte Werkstatt zwei Zentren. Das erste Zentrum wurde von Nuska „Große Arabeske“ nach der ornamentalen Platte NUSK P 000 669, benannt, die allerdings keine Informationen über die Werkstatt bietet. Unser Wissen wird von der älteren, offenbar importierten Rolle NUSK V 000 038 mit undeutlichem Monogramm IB oder VK auch nicht um vieles vorangebracht. Die „Große Arabeske“ wird bisher von bloßen zwei Exemplaren (ST 25 und VIII FB), präsentiert, deren Einbanddurchreibungen keine besonders hohe Qualität aufweisen. Aber auf Grund des Amtsbuch, das sich auf die Herrschaft Neuhaus im Jahre 1597 bezieht, können wir an eine nähere Lokalisierung denken. Ist es doch logisch, dass die dortige Buchbinderwerkstatt am Ende des 16. Jahrhunderts entweder den Charakter eines städtischen Gewerbes hatte, oder dass sie direkt für den durch seine breit angelegten kulturellen Aktivitäten bekannten südböhmischen Magnaten Adam II von Hradec betrieben wurde. Die zweite Eventualität, zu der sich noch die Archivquellen äußern müssen, wird vom fortschrittlichen, auf freier Fläche, Dominante und Eckplatten aufgebauten Verzierungskonzept unterstützt. Das zweite Zentrum, das wir neu unter der Bezeichnung Neuhaus vereinen, wurde von Nuska mit der Abkürzung „JH“ benannt. Eintragungen in den Exemplaren vom Typ „Collegii Novodomensis Societatis Jesu Catalogo inscriptus An[no] 1602“ treten, soweit wir bisher wissen, bis zum Jahre 1641 auf. Sie zeugen davon, dass dieses zweite Zentrum für das Jesuitengymnasium arbeitete, das 1595 (1602) vom Ehepaar Adam II. von Hradec und Katharina von Montfort gegründet worden war. Die Beziehung zwischen den beiden künstlich konstruierten Zentren ist bisher nicht bekannt, die Werkzeuge vermischen sich nicht, aber die Voraussetzung, dass es sich in Wirklichkeit um einen kompakten Fundus handeln konnte, ist überhaupt nicht auszuschließen. Sicher ist nur, dass das Zentrum „JH“ irgendwann nach dem Jahre 1600 durch einen Transfer vom Buchbinder mit deutschen Werkzeugen XIII. sichtbar verbessert wurde. Amtliche und einige private Aufträge (die Herren von Slavata) arbeiten mit der Dominante und der gemischten Komposition, aber die Bucheinbände für das Jesuitengymnasium stellen typische Produkte des (einfallslosen) Serienhandwerks dar. Die orientierungsmäßige Datierung der Neuhauser Werkstatt legen wir laut den in die Vorderdeckel geprägten Jahreszahlen (1597 und 1635). fest. Obwohl die Werkstatt laut den bibliothekarischen Eintragungen mindestens noch bis im Jahre 1641 tätig gewesen sein konnte, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es nach dem Tode der verwitweten Katharina von Montfort (1631) zu organisatorischen Veränderungen kam.

Literaturverweise