NUSK 25

WerkstattnummerNUSK 25
Werkstattname
  • Meister des Kodex des Václav Dobřenský
Nuskas ursprünglicher WerkstattnameKranzmedaillons
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmenPrag / Praha
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1568–1608]
Angaben zur Werkstatt

Im Jahre 2020 wurde für diese Werkstatt in der Fachliteratur die Benennung Meister des Kodex des Václav Dobřenský eingeführt, und zwar ohne Kenntnis von Nuskas älterer Bezeichnung, die aus den attributlosen Köpfen in den Kranzmedaillons an der Rolle NUSK V 000 054 hervorging. Die biographischen Angaben der Werkstatt sind völlig unbekannt. Ihre Lokalisierung nach Prag kann durch den Kontakt mit Václav Dobřenský oder Marek Bydžovský unterstützt werden, wie auch durch den häufigen und kontinuierlichen Zutritt zur Prager Druckproduktion von Daniel Adam oder Jiří Černý. Die Werkstatt band im Jahre 1599 unter anderem das Register der Neustädter Schneiderzunft ein, es wäre jedoch verfrüht, daraus zu schlussfolgern, dass sie ihren Sitz in der Prager Neustadt hatte. Nuska setzte die Aktivitäten der Werkstatt zwischen die 70er Jahre des 16. und den Beginn des 17. Jahrhunderts. Er lehnte sich dabei offenbar an die Paarporträts Martin Luthers (NUSK P 000 506) und Philipp Melanchthons (NUSK P 000 507), die das Monogramm SR 1571 tragen. Nagler zufolge gehörte das Monogramm dem Wittenberger Buchbinder Severin Roetter, der seit 1571 tätig war und im Jahre 1598 verstarb (EBDB w000461). Nach dem Zeugnis von Herodots Historien wandte der Meister des Kodex des Václav Dobřenský die beiden Platten etwa ab Mitte der 80er Jahre an. Andere Werkzeuge erlangte er von Jan Komor (ca. 1554-1586 tätig). Die Platte mit Lucretia NUSK P 000 477 trägt die Jahreszahl 1565, ob diese jedoch mit der Eröffnung der Werkstatt verbunden werden kann, wissen wir nicht. Die vegetabilischen Stempel, die ornamentalen Platten und die s-förmigen oder rankenartigen Rollen weisen auffallende Inspiration in der Buchbinderei von Jungbunzlau (Mladá Boleslav) und Eibenschitz (Ivančice) auf. Wahrscheinlich unter dem gleichen Einfluss (oder dank dem Wirken der Rudolfinischen Werkstätten) kam es ebenfalls zur Abkehr von der überladenen Rahmenkomposition in Richtung zur Plattendominante hin, die mit Unterstützung der Eckfüllungen in die freie Fläche platziert wurde. Die Chronologie der alten Drucke nimmt mit kleinen Lücken den Zeitraum von 1565-1603 ein (mit dem Jahr 1603 ging auch die Produktion der Prager Druckereien zu Ende). Den Beginn der Werkstattaktivitäten legen wir anhand der Bemerkung über den Einkauf von Paracelsus´ Traktat (Köln 1567) fest, zu dem es 1568 in Prag kam. Das Bestehen der Werkstatt ist durch einen Einkauf auch im nachfolgenden Jahr 1569 belegt. Die Beendigung könnten wir mit dem Jahr 1603 verbinden, die Werkzeuge treffen wir jedoch noch an den von 1604-1605 eingesetzten Amtsbüchern und an einem erst mit dem Jahr 1608 datierten Bucheinband an. Die Frage, ob die Werkstatt während der Jahre 1603-1608 von den Nachfolgern des Meisters betrieben wurde, wird erst vom künftigen Studium der Archivquellen geklärt. Einige Amtsbücher kamen im Jahre 1617, gar 1687 zum Einsatz (das letztgenannte Buch mit der Jahreszahl 1603 am Vorderdeckel). Diese Bucheinbände mit weißen Blättern wurden allerdings mit höchster Wahrscheinlichkeit bereits vorher auf Lager (als Vorrat) geschaffen.

Literaturverweise