NUSK 54
- Meister des Sabother Graduales
Nuska konstruierte zwei selbstständige Werkstätten. Die erste benannte er nach dem Monogramm „PF“ auf der Platte mit der Abbildung der Kreuzigung Christi NUSK P 000 375 (weder Haebler noch die EBDB registrieren dieses Zeichen). Die zweite Werkstatt bezeichnete er mit dem Adjektiv „Sabother“ nach dem anonymen Buchbinder des Sabother Graduales aus dem Jahre 1582 (zu dessen Verzierung wurde unter anderem eine uralte unbekannte Rolle mit den christlichen Tugenden NUSK V 000 239 angewandt, die mit der Jahreszahl 1540 versehen ist). Beide Werkstätten hatten drei Rollen gemeinsam (NUSK V 000 169, NUSK V 000 612 und NUSK V 000 957). Beide sind mit Ausnahme des Sabother Graduales bisher nur durch Bucheinbände von Amtsbüchern belegt, die sich auf das Territorium von Ostböhmen (Brandeis an der Elbe/Brandýs nad Labem, Chotzen/Choceň, Saboth/Sobotka, Turnau/Turnov) bezogen. An den Deckeln befinden sich drei eingeprägte Jahreszahlen aus der gleichen Zeitetappe: 1582, 1587 und 1618. Unter Berücksichtigung all dieser Tatsachen verbinden wir beide Werkstätten in eine. Weil es nicht hundertprozentig sicher ist, ob das Monogramm PF einem inländischen Buchbinder gehörte, wählen wir die neutralere Benennung Meister des Sabother Graduales. Die geographische Lage von Saboth (Sobotka), das nordöstlich unweit von Jungbunzlau (Mladá Boleslav) liegt, muss allerdings für die genauere Lokalisierung der Werkstatt keinesfalls entscheidend sein. Dessen ungeachtet zeichnet sich bei den ornamentalen Platten, bei einigen Rollen sowie beim Stempel NUSK K 000 871 eine Beziehung zu den Buchbindergruppen II, III, IV und V ab, die eben in Jungbunzlau tätig waren. Diese Indizien erlauben es zusammen mit der Bestimmung der Amtsbücher, den Sabother Meister hypothetisch nach Nordostböhmen zu lokalisieren. In diese Region (Nachod/Náchod und Semil/Semily) melden sich drei Amtsbücher, deren Ära 1614, 1619 und um das 17. Jahrhundert beginnt und für die Nuska unter Berücksichtigung der s-förmigen Ranke NUSK V 000 645 die selbstständige Werkstatt „Brombeerstrauchranke“ konstruierte. Diese drei Exemplare schließen wir dem Sabother Meister in dem Sinne an, dass sie eventuell als Korpora mit weißen Blättern auf Vorrat entstanden sein können.
- s. 112, 141, 280, 404, 413, 414, 460.