NUSK 103

WerkstattnummerNUSK 103
Werkstattname
  • Prokop
Nuskas ursprünglicher WerkstattnameProkop
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmenSüdböhmenBöhmisch Krumau / Český Krumlov
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1589–1609]
Angaben zur Werkstatt

In einem der Grundbücher notierte der Beamte Bartoloměj Prandl, dass „Léta Páně 1592 v outerý po sv. Matouši [22. září] dal jsem za tyto knihy Prokopovi knihaři v Českým Krumlově jednu kopu mí[šenskou]“ („Anno 1592 am Dienstag nach dem hl. Matthias [22. September] gab ich für diese Bücher dem Buchbinder Prokop in Böhmisch Krumau ein Schock Meißner“). Die Deckel sind mit vier Rollen verziert, unter anderem mit dem Maureskenband NUSK V 000 863, das wir an Prokops Werken nachweislich zwischen den Jahren 1589-1603 antreffen. Prokops katholisch orientierte Werkstatt hatte ein rein kommerzielles Programm. Da wir nur ein Exemplar, kennen, das für die Rosenberger Bibliothek gebunden wurde, ist es vorzeitig, Prokop für einen „Privatangestellten“ des Magnaten zu halten und ihn mit dem Buchbinder des Petr Vok von Rosenberg zu vergleichen (unter anderem deshalb, weil Prokop von der Buchbinderei der Brüderunität auf keine Weise berührt wurde). Im Unterschied zum älteren Buchbinder Kašpar wurde Prokop jedoch mit der Verarbeitung der Amtsbücher aus dem Rosenberger Dominium beauftragt. Diese Bucheinbände wurden von den Supralibros des Petr Vok (1539-1611) NUSK P 000 139 und NUSK P 000 140, begleitet, die offenbar nur für den Bedarf Prokops vorbehalten waren. Die an den Grundbüchern angewandten Verzierungskonzepte sind viel einfallsreicher als an den Einbänden der eingeführten Drucke. Während die in die Vorderdeckel von Prokops Schöpfungen geprägten Jahreszahlen den Abschnitt von 1589-1608, ergeben, können die Druckjahre (wenn wir von den Neueinbindungen der Inkunabeln und Paläotypen absehen) mit Pausen von 1586-1609 verfolgt werden. Einige Amtsbücher kamen jedoch erst in den Jahren 1610 und 1613, in Einsatz, es konnte sich aber um ältere, auf Vorrat angefertigte Erzeugnisse mit weißen Blättern gehandelt haben. Diesen eingespielten Kanzlei-Mechanismus beweist das oben erwähnte Grundbuch mit der Eintragung über Prokop und mit der Jahreszahl 1592 am Vorderdeckel, das ein Jahr später, also ab 1593 mit Aufzeichnungen angefüllt wurde. Jedenfalls kann vorweggenommen werden, dass sofern die Werkstatt auch nach dem Jahre 1609 andauerte, sie zwei Jahre später vom Tode des Petr Vok betroffen wurde. Trotzdem weisen wir auf Zusammenhänge mit der südböhmischen Werkstatt Königchen, hin, die wir ca. zwischen 1593-1616 datieren und vorläufig selbstständig registrieren. Es handelt sich dabei nicht nur um einen lokalen Zusammenhang, sondern vor allem um eine Verbundenheit im bildkünstlerischen Programm der beiden Buchbinderfundus.

Literaturverweise