NUSK 112

Nuska benannte die Werkstatt „Kuttenberger dynamische Ranke“ nach der s-förmigen unterbrochenen Ranke NUSK V 000 641. Diese für die Ästhetik der Frührenaissance charakteristische Rolle (vgl. NUSK V 000 623  beim um weniges jüngeren Prager Meister der Böhmischen Rechte) wurde später zumindest bis zum Ende des 16. Jahrhunderts als Brotwerkzeug in Kuttenberg (Kutná Hora) angewandt. Die Werkstatt mit dem Namen „Dynamische Ranke“ wird bisher allerdings nur durch einen bloßen Torso erfasst, zu dem zwei Amtsbücher aus Rakonitz (Rakovník) gehören, das sich ebenfalls zur Lokalisierung bietet. Dessen ungeachtet geben wir Kuttenberg den Vorrang, wo es im Jahre 1489 dank Martin von Tišnov den Buchdruck gab und wo das Kanzleischrifttum im Hinblick auf den Silberbergbau sicher reger war als der Bedarf der Stadtkanzlei in Rakonitz, wodurch ein eigenes Buchbinderzentrum erforderlich war. Die Werkzeuge mit Ausnahme der oben genannten Rankenrolle hängen nachweislich noch mit dem 15. Jahrhundert zusammen. Das Verzierungskonzept der erfassten Exemplare ist vollkommen identisch (in den Spiegeln wird das Brokatmuster angewandt). Da wir bisher keinen Beweis haben, dass die Werkstatt mit der Kuttenberger Bibel (1489) zusammenhängt, datieren wir die spätgotisch orientierte Werkstatt erst anhand der oben erwähnten Rakonitzer Schriftstücke, deren Datierung unbestreitbar ist. Dies darf allerdings die Tatsache nicht unterdrücken, dass die Werkstatt mit allergrößter Wahrscheinlichkeit bereits während des 15. Jahrhunderts bestand. Sie ist jedoch nicht mit dem Zentrum identisch, das unter dem Namen „Kuttenberg“ von Ilse Schunke (EBDB w004783) konstruiert wurde. Wir lokalisieren diese Werkstatt unter der Benennung Pflanzengroteske II nach Prag.