NUSK 53
- Buchbinder des Petr Vok von Rosenberg
Nuska benannte die Werkstatt lakonisch „Rosenberger“, es ist jedoch sicher, dass in der südböhmischen Domäne für Vilém von Rosenberg (1535-1592) und Petr Vok von Rosenberg (1539-1611) mehrere Buchbinder tätig waren. Einer davon war Kašpar, der mit dem Nürnberger Monogramm CW verbunden war. So viel wir wissen, wandte er etwa bis zum Jahre 1581 kein einziges Mal die Supralibros der Rosenberger an. Diese hingegen verfolgen wir im Zusammenhang mit Peter Vok beim anknüpfenden Rosenberger Buchbinder (NUSK P 000 134 bis NUSK P 000 138). Während wir also Kašpar und den Handwerker mit dem Vornamen Prokop für kommerziell tätige Gewerbetreibende halten, arbeitete dieser dritte Protagonist ausschließlich oder größtenteils nur für Petr Vok und war somit wohl der erste „private“ Buchbinder in der böhmischen Geschichte. Neben den Rosenberger-Supralibros, also der signifikanten Komponente des Werkstattfundus, erschienen mehrere mit dem Umkreis der Brüderunität (vormals?) verbundene Werkzeuge: Leitomischl III, die Jungbunzlauer Gruppe I und II sowie Eibenschitz II. Der Beachtung wert ist, dass Petr Vok in der Funktion des Supralibros nach dem Jahre 1585 das gleiche biblische Motiv des Olivenbaumes (NUSK P 000 893) benutzte wie in den Jahren 1588-1590 der Sympathisant der Bruderunität Jan Labounský von Labouň (NUSK P 000 077). Der Rosenberger Buchbinder füllte die Spiegel der Bucheinbände nur noch marginal mit Stempeln, Rollenbändern und Platten mit biblischem Inhalt. Das überwiegende Konzept rechnete mit freier Fläche, in die nur das Supralibros in der Rolle der Dominante eingesetzt und zu dessen Ecken ein Blumenstempel (Fleuron) diagonal eingefügt wurde. Vielleicht stammte dieses moderne Konzept genauso wie mehrere Platten und Rollen aus der Buchbinderei der Brüderunität. 80 % der erfassten Exemplare werden von Amtsbüchern gebildet (Nuska führt bei den Scans der Exemplare darüber hinaus Verweise auf weitere zweiunddreißig Amtsbücher an). Daraus geht die Hauptorientierung der Werkstatt auf die Verwaltung der Rosenberger Domäne hervor. Das Gratzener Kontraktbuch kam im Jahre 1581 zum Einsatz, also in einer Zeit, als Kašpar seine Aktivitäten abgeschlossen hatte und Petr Vok Mitglied der Brüderunität geworden war (1582). Die in die Vorderdeckel geprägten Jahreszahlen bilden vorläufig allerdings den um etwas jüngeren Zeitabschnitt 1585-1597 und 1611, als Petr Vok verschied. Die Druckwerke, die in die Erfassung gelangten, stammen aus den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts sowie aus der kurzen Spanne von 1589-1598. Darunter sind nur zwei mit Voks Supralibros markiert, die somit untrüglich in die Rosenberger Bibliothek gehört hatten, die im Jahre 1648 zur Beute der Schweden wurde: Reusners Genealogia (Jena 1597) und Heuters Geschichte Belgiens (Antwerpen 1598).
- S. 53-80.
- S. 11-12, 87-92.
- S. 215-224 mit weiteren Exemplaren, die keinen Eingang in Nuskas Archiv fanden.
- s. 72, 83, 193, 280, 488, 489, 198, 505, 506.