NUSK 20
- Leitomischl I
Nuska benannte die Werkstatt „Veronika“ nach der Abbildung der Heiligen auf der Platte NUSK P 000 220, mit der Lokalität, in der sie auftrat, befasste er sich allerdings nicht. Das Zentrum orten wir neu nach Leitomischl (Litomyšl) und bezeichnen es als Leitomischl I (obgleich weder die ältere noch die jüngere Etappe der Leitomischler Buchbinderei eine Verbindung mit der Brüdergemeinde aufweisen). Die zeichnerische Verarbeitung und die Auffassung des Dekors an der Platte NUSK P 000 731 mit der Aufschrift von der hl. Anna Selbdritt wie auch an der grotesken Rolle NUSK V 000 465 kann vorbehaltslos mit den formalen Zügen der Rolle NUSK V 000 468 identifiziert werden. Diese befand sich ursprünglich im Besitz des Prager Monogrammisten MN und wir finden sie später (1561) unter den Werkzeugen der Werkstatt Leitomischl II wieder. Daraus lässt sich schließen, dass der gleiche Schöpfer der Werkzeuge noch vor den Prager Aufträgen oder währenddessen auch an der Bereicherung des Fundus in Leitomischl arbeitetete. Zu Leitomischl meldet sich auch das Exemplar der Stadtrechte von Brikcí aus dem Jahre 1536 (die übrigen Teile der Auflage durchliefen die Werkstätten des Monogrammisten MN, der Pflanzengroteske II und des Jiřík I). Die an der Wende des spätgotischen und des renaissancemäßigen Stils stehende Werkstatt war in den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts (wohl bereits im Jahre 1521) tätig, der jüngste Druck entstand jedoch erst im erwähnten Jahr 1536. Die Werkzeuge NUSK V 000 465 und NUSK P 000 731 soll man künftig mit Exemplaren aus Olmütz (Olomouc) vergleichen, deren Fotografien in folgender Veröffentlichung publiziert sind: Petr Čehovský: Vazby rychtářských knih olomouckých fojtů z let 1511-1541, in: Olomoucký archivní sborník 4, 2006, S. 41-92, bes. 54-55 (Einband datiert 1521) und 66-67 (Einband datiert 1528). Laut Ivo Hlobil: Raně renesanční slepotiskové knižní vazby v Olomouci, in: Od gotiky k renesanci. Výtvarná kultura Moravy a Slezska 1400-1500 (hrsg. v. Ivo Hlobil, Marek Perůtka). Olomouc 1999, S. 520-525, bes. 521 (Nr. 421) entfalteten die Humanisten in Olmütz ihre Verehrung zur hl. Anna Selbdritt bereits ab dem letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts.