NUSK 92
- Buchbinder aus dem Umfeld des Rudolfinischen Hofes III
Nuska konstruierte zwei selbstständige Werkstätten. Die erste umfasste 20 Exemplare und wurde nach der Rolle NUSK V 000 564 mit sehr verbreiteter Musterung „Baluster“ benannt (es gelang jedoch nicht, die Rolle in Nuskas Archiv zumindest mit einem Exemplar zu belegen). In diesem Fundus befand sich ebenfalls die das Monogramm AL tragende Rolle mit den christlichen Tugenden NUSK V 000 202, die von der EBDB w004266 in Übereinstimmung mit Haebler Abraham Lehmann (Leipzig ca. 1588) zugeschrieben wird. Die zweite, 24 Exemplare beinhaltende Werkstatt wurde von Nuska abwechselnd „Große Fides“ (nach der Platte NUSK P 000 492) oder „Zárybnický“ (nach dem Supralibros der Brüder Zárybnický NUSK P 000 179) genannt. Die Existenz der von Nuska konstruierten Werkstätten hat sich jedoch nicht bestätigt. Die Indizien weisen darauf hin, dass es sich um die ältere (1580-1595) und jüngere Arbeitsetappe (1595-1622) einer einzigen Werkstatt handelt. Von dieser kann gesagt werden, dass sie das moderne Konzept des Bucheinbandes praktizierte. Sie wandte stilmäßig fortschrittliche Platten (NUSK P 000 548, NUSK P 000 602, NUSK P 000 622, NUSK P 000 846) und Rollen (NUSK V 000 768, NUSK V 000 887) an. Die jüngere Etappe ist charakterisiert von einem Plattenpaar mit den Tugenden (NUSK P 000 491, NUSK P 000 492), der Neigung zu Bucheinbänden von Amtsbüchern und der Gewohnheit, an den Vorderdeckeln die Jahreszahl der Anschaffung oder des Einkaufes (1604-1616) anzuführen. Das jüngste im Druck veröffentlichte Buch, das diese Werkstatt zweifellos durchlief, stammt aus dem Jahre 1622. An einem anderen Exemplar (Leipzig 1611) wurde das gemeinsame Supralibros der Brüder Samuel und Jan Zárybnický abgedruckt, das um die Jahreszahl 1620 ergänzt wurde. Der Vorderdeckel meldet sich mit den Initialen nur zu Samuel, der im Jahre 1627 ins Exil ging. Es bietet sich also die Frage, ob dieser zwischen 1620-1627 entstandene Bucheinband, der darüber hinaus keine andere Verzierung aufweist, nicht in eine andere Werkstatt gehört. Zu den weiteren Kunden, die sich mit Hilfe des Supralibros präsentierten, gehörten während beider Werkstattetappen Matyáš Borbonius und Kryštof Kober mit dessen Gattin. Dank all dieser Umstände können wir die Werkstatt nach Prag lokalisieren und die drei ursprünglichen umstrittenen Bezeichnungen Nuskas unter der Benennung Buchbinder aus dem Umfeld des Rudolfinischen Hofes III zusammenschließen.