NUSK 98

WerkstattnummerNUSK 98
Werkstattname
  • Buchbinder mit deutschen Werkzeugen X
Nuskas ursprünglicher WerkstattnameD B M, P B
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmen
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1571–1605]
Angaben zur Werkstatt

Die Werkstatt ist in gewissem Maße die Vorstufe des Buchbinders aus dem Umfeld des Rudolfinischen Hofes II, für den Nuska die Bezeichnung von Ilse Schunke „DBM“, also „Dürer-Buch-Meister“ übernahm. Die Exemplare, die Nuska aus der Werkstatt DBM ansammeln konnte, weisen allerdings eine große Zeitspanne von den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1621. Darüber hinaus dokumentieren sie verschiedenartige künstlerische Ansichten, die einerseits zur überladenen Rahmenkomposition und andererseits zum Bevorzugen der auf freiem Feld liegenden Dominante tendierten. Darum teilen wir die Werkstatt DBM neu in zwei Zentren auf. Im ersten (älteren) Zentrum, das durch die überladene Rahmenkomposition und Platten mit Figuren charakterisiert ist, wurden während 1572-1605 mehrere Werkzeuge des Münchener Buchbinders Melchior Koch angewandt (NUSK P 000 704, NUSK V 000 031, NUSK V 000 195, NUSK V 000 297, NUSK V 001 143, NUSK V 001 147). Das älteste Auftreten von Kochs Werkzeugen im Inland ist mit dem in Terenz Komödien geprägten Jahr 1572 verbunden. Denn Melchior Koch, Hofbuchbinder des Herzogs Albrecht V. von Bayern und bekannter Vorgänger des Heinrich Peisenberg, arbeitete nur bis zum Jahre 1571 und verstarb etwa 1573 (EBDB w004202). Kochs Werkstatt wird in der EBDB offenbar irrtümlich ebenfalls unter dem Monogramm MK erfasst (EBDB w002972). Dem inländischen Inhaber des Fundus von Koch ordnen wir daher die vertretende Benennung Buchbinder mit deutschen Werkzeugen X zu. Das zweite (jüngere) Zentrum, das an die ältere Etappe durch die Übernahme von 15 Werkzeugen anknüpfte, gehörte dem Buchbinder aus dem Umfeld des Rudolfinischen Hofes II. Matthiolis botanische Kommentare (Venedig 1565) tragen am Vorderdeckel die eingeprägte Jahreszahl 1565 (die Ziffern können allerdings nicht die Zeit darstellen, zu welcher der Einband angefertigt oder das ganze Buch gekauft wurde, weil die Werkstatt des Buchbinders X noch nicht aktiv war und die angewandten Werkzeuge von Melchior Koch in München benutzt wurden - die Jahreszahl bezeichnet das Druckjahr). Die übrigen in die Deckel geprägten Jahreszahlen bilden den kontinuierlichen Abschnitt von 1571-1603. Die Biblische Konkordanz (Frankfurt/M. 1600) und Eusebius’ Kirchengeschichte (Prag 1594) tragen dagegen die Jahreszahlen 1610 und 1611, die die Zeit eines späteren Einkaufs ausdrücken. Der jüngste Druck wurde im Jahre 1605 herausgegeben. Einundzwanzig Werkzeuge des Buchbinders X gingen nach dem Jahr 1605 zum Rudolfinischen Buchbinder II über. Auf eine viel engere Beziehung, als wir es uns heute näher vorstellen können, weist sowohl die Migration der Palmetten NUSK V 001 147 (1587, 1589), NUSK V 001 148 (1601) und NUSK V 001 145 (1601), als auch die Migration der effektvollen s-förmigen Ranke NUSK V 000 765 (1601) hin.

Literaturverweise