NUSK 8

WerkstattnummerNUSK 8
Werkstattname
  • Buchbinder mit deutschen Werkzeugen V
Nuskas ursprünglicher WerkstattnameEnface
Wirkungsort der WerkstattTschechische RepublikBöhmenPrag / Praha
Alternativní lokace
Wirkungszeit der Werkstatt[(ca) 1571–1594]
Angaben zur Werkstatt

Nuska benannte die Werkstatt „En face“ nach der figuralen Rolle NUSK V 000 067 mit einem Frontalporträt (en face). Es handelt sich um eine sporadische Abbildung, da der überwiegende Typ des Medaillon-Porträts an den Rollen des 16. Jahrhunderts vom Profil gebildet wird. An einer anderen Rolle NUSK V 000 198 lesen wir das Monogramm IS mit der Jahreszahl 1564. Die EBDB w002204 kennt den Monogrammisten, die Rolle - ebenso wie Haebler - erfasst sie jedoch nicht. Das Monogramm IS hat dem sächsischen Buchbinder gehören können, auf den Haebler hindeutet (die EBDB zieht dubios Magdeburg in Erwägung). Hinsichtlich der Analogie mit den Zentren, die im Inland fremde Werkzeuge anwandten, bezeichnen wir den Eigentümer daher als Buchbinder mit deutschen Werkzeugen V. Es lässt sich nicht übersehen, dass der Buchbinder während der 80er Jahre des 16. Jahrhunderts mehrere Werkzeuge des Buchbinders Adam aufnahm. Die Verzierungskonzepte überragen nicht den auf der biblischen Platte und der Beliebtheit der Palmette begründeten Durchschnitt der böhmischen Buchbinderei der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der kommerziellen Uniformität entziehen sich nur Frischlin 1587 und Gallus 1590, deren Verzierung an die künstlerische Ansicht des Rudolfinischen Umkreises erinnert. Der Buchbinder V orientierte sich auf die gedruckte Produktion aus Prag und vielen europäischen Zentren (Antwerpen, Basel, Köln, Lyon, Paris usw.). Daraus schließen wir, dass er seinen Sitz in Prag hatte, in der Nähe der großen Buchhändlerfilialen. Die Bücher wurden fast kontinuierlich zwischen den Jahren 1565-1594 gedruckt. Die niedrigste in die Buchdeckel geprägte Jahreszahl ist 1571 (die höchste 1592). Danach setzte eine Unterbrechung ein. Die Impressen der Drucke stammen erst aus den Jahren 1606, 1607, 1610, 1624 und 1631. Von den in die Deckel geprägten Jahreszahlen stehen zwei zur Verfügung: 1606 und 1631. Diese Etappe spielte sich aller Wahrscheinlichkeit nach bereits in der Regie der Nachfolger ab. Dazu gehört mysteriöserweise eine katholische Werbeschrift (Köln 1610), an deren Buchdeckeln zwei bekannte biblische Platten (NUSK P 000 183 und NUSK P 000 323) erscheinen, ebenso wie die Rolle NUSK V 000 031, die 1574-1605 vom Buchbinder mit deutschen Werkzeugen X und 1610-1612 vom Buchbinder aus dem Umfeld des Rudolfinischen Hofes II angewandt wurde. Diese Verbundenheit zeugt von den komplizierten Filiationen der Prager Buchbinderei an der Wende des 16. und 17. Jahrhunderts. Dagegen kann bei der Gruppe ostböhmischer Amtsbücher mit Sign. 172 bis 175 vorausgesetzt werden, dass ab dem Jahre 1636 unbeschriebene Buchblöcke angewandt wurden, die der Buchbinder V bereits früher auf Vorrat als administratives Halbfabrikat hergestellt hatte.

Literaturverweise